Am Samstagmorgen setzten sich in der ersten Runde Christian Plaue, der Sieger von 2011 im Ostpark, und Kevin Konsorr, im vergangenen Jahr Junioren-Sieger in Rüsselsheim, mit einer 64er Runde an die Spitze des Feldes. Nur einen Wurf mehr benötigten Dominik Stampfer und seine Söhnstettener Vereinskollege Michael Stelzer, der Vize-Europameister von 2008. Mit 67 Würfen reihte sich Nikolai Tsouloukidse auf Rang fünf ein. Der Titelverteidiger aus Bergkamen, Sven Rippel (DiscGolfer Münsterland), der mitten im Abitur steckt, spielte zum Turnierauftakt eine 68er Runde.
Am Nachmittag konnte Plaue seinen Vormittagsscore nicht wiederholen und fiel mit seiner 70 auf Rang drei zurück. Die Führung übernahm Konsorr, der eine 66er Runde spielte. Dies gelang auch Nikolai Tsouloukidse, der sich zum Abend auf Platz zwei der Zwischenwertung schob. Dritte waren wurfgleich (134) Christian Plaue, Dominik Stampfer und Michael Stelzer.
Am Sonntagmorgen bei herrlichem Discgolf-Wetter drehte der Grebensteiner Plaue auf und legte eine unglaubliche 58er Runde hin. Natürlich war der Nordhesse vor dem Halbfinale nun der Topfavorit auf den Turniersieg, zumal er sich mit 192 Würfen satte vier Wurf Vorsprung auf die Zweitplatzierten Kevin Konsorr, der erneut eine 66 gespielt hatte, und Nikolai Tsouloukidse (beide 196), der nur 63 Würfe benötigt hatte, erarbeitete hatte. Platz vier belegte Dominik Stampfer (200) vor Michael Stelzer (201). Die auf Platz sechs Platzierten Sven Rippel und Frank Brügmann (Braunschweig), Kassenwart der Discgolf-Abteilung im Deutschen Frisbeesportverband, hatten mit 209 Würfen praktisch vor dem Halbfinale keine Chance mehr auf den Endkampf der fünf Bestplatzierten.
Im Halbfinale über zehn Bahnen musste auch die Inselbahn vier (35 Meter, Wurf um Bäume herum, kleine Insel mit teilweise Wasserlauf) gespielt werden. Diese ungewöhnliche Bahn trieb schon einige Discgolfer zur Verzweifelung. Im Halbfinale erwischte es den Führenden Christian Plaue, der erst mit dem sechsten Wurf auf der Insel landete. Zusammen mit den Strafpunkten war der Grebensteiner mit 38 Würfen im Halbfinale praktisch aus dem Rennen. Verständlich, dass der Ex-Tour-Sieger anschließend ziemlich angefressen war. Tatsächlich dürfte im Hinblick auf die Deutsche Meisterschaft 2014 unter anderem im Rüsselsheimer Ostpark die eine oder andere OB-Linie, einige Mandatorys und auch die drei Inseln der Ostpark Open nochmals überdacht werden, damit sie den strengen Augen des Sportdirektors der Discgolf-Abteilung genügen werden.
Während Kevin Konsor (33) noch immer schwächelte, überzeugte Dominik Stampfer mit einer 27. Er schloss zu Nikolai Tsouloukidse (31) auf. Beide gemeinsam gingen als Führende (jeweils 227) ins Finale, an dem auch Kevin Konsorr (229), Christian Plaue (230) und Michael Stelzer (231) teilnehmen durften. Bis jetzt war ständig Bewegung in den Platzierungen (siehe Grafik unten). Dies sollte im Finale über sechs Bahnen nicht anders sein.
Turnierdirektor Christopher Longmire ließ zunächst die reguläre Bahn fünf spielen. Auf der Waldbahn am Friedhof entlang patzte Dominik Stampfer, der drei Würfe auf Nikolai Tsouloukidse, der ein Birdie spielte, verlor. Kevin Konsor zog durch Par mit Stampfer auf Platz zwei gleich. Anschließend ging es auf lange Bahnen in den Park. Vom Abwurf der eins auf den Korb 23, vom Abwurf 24 auf den Korb der neun, von dort auf den Korb der drei, dann vom Abwurf der sieben auf den Korb 23 und zum Abschluss eine verlängerte 24, bei der das Mandatory vor dem Korb aufgehoben war. Auf diesen Bahnen arbeitete sich Kevin Konsorr vor, so dass er nach fünf Finalbahnen einen Wurf vor Dominik Stampfer lag. Nikolai Tsouloukidse traf einige Fehlentscheidungen bei den langen Drives und fiel zurück. Auf der letzten Bahn musste Stampfer einen Wurf auf Konsorr aufholen.
Konsorr hatte zuvor Pech, als seine Disc auf der fünften Finalbahn oben im Korb stecken blieb. Wäre sie in den Korb gefallen, hätte er vorzeitig jubeln dürfen. Nun aber musste er vorlegen, was er sicher tat. Allerdings platzierte Stampfer seine Scheibe etwas besser, was sich bei der Annäherung auszahlte. Kevin Konsorr, von Sven Rippel beraten, spielte auf Sicherheit und legte vor. Stampfers langer Putt war drin - die Entscheidung vertagt, denn beide hatten 249 Mal geworfen.
Das Stechen wurde schon auf der regulären Bahn eins entschieden. Kevin Konsorr warf durch das Doppel-Mandatory (zwei Bäume) durch und lag sehr gut für die Annäherung. Dominik Stampfer hatte Pech und blieb an einem Ast hängen. Seine Annäherung war zu kurz, so dass er mit dem dritten Wurf „alles oder nichts“ spielen musste, denn Konsorrs zweiter Wurf landete unter dem Korb. Dominik Stampfers Putt war gut, aber es fehlten ein oder zwei Zentimeter, denn von der Kettenaufhängung prallte die Scheibe ab und Konsorr durfte überraschend seinen ersten B-Turnier-Erfolg in der Open feiern.
Platz drei ging an Christian Plaue (252), Vierter wurde Nikolai Tsouloukidse (253) und Fünfter Michael Stelzer (256). Newcomer Marian Ludwig aus Hof (Saale), der sehr gute Ballgolfer ist dabei die Discgolf-Szene aufzumischen, belegte Rang sechs. Siebter wurde Sven Rippel und Rang acht ging an Christian Schmidt. Neunter wurde Frank Brügmann und Zehnter Frank Hellstern.
Seine Frau, Christine Hellstern, musste in zwei Runden Dana Jung den Vortritt lassen. So ging die Münsteranerin mit einem Wurf Vorsprung vor der Titelverteidigerin ins Damen-Finale. Nathalie Berkes (Scheibensucher Rüsselsheim) und Christine Schnettler (Discgolf Lünen Lakers) hatten auch den Cut geschafft. Die Abstände waren aber so groß, dass Platz drei an Berkes und vier an Schnettler fest vergeben waren. Obwohl Dana Jung am Anfang noch einen Wurf gut machen konnte, setzte sie die erfahrene Hellstern so unter Druck, dass die Münsteranerin schließlich noch fünf Würfe auf die erfolgreiche Titelverteidigerin Christine Hellstern verlor.
Spannend war es auch bei den Junioren. Lokalmatador Tobias Henrich (Scheibensucher Rüsselsheim) übernahm mit einer 69er-Auftaktrunde zunächst die Führung. Fünf Würfe dahinter folgte Melwin Korth und weitere acht Würfe zurück lag der Augsburger Jonas Lehmann. Torben Casser (85) hatte noch einen Wurf mehr benötigt. Er startete aber eine Aufholjagd. Am Samstagnachmittag benötigte er elf Würfe weniger, womit er zum wurfgleichen Jonas Lehmann aufschloss. Sonntagfrüh gelang Casser eine 69er Runde, womit er als Führender voll im Geschäft war. Der Vorsprung auf Melwin Korth betrug vor dem Junioren-Finale zwei Würfe. Der Dritte Tobias Henrich lag sechs Würfe hinter dem Löninger und Jonas Lehmann war als Vierter neun Würfe zurück. Das Junioren-Finale gewann mit 29 Würfen Jonas Lehmann, der sich so vor den Lokalmatador auf das Treppchen schob. Korth und Casser brauchten jeweils 31 Würfe, womit sich Torben Casser den Sieg (260) vor dem Bönener (262) holte.
Auch in der Masters (40+) ging es eng zu. Der Vorjahreszweite Klaus Kattwinkel (72) startete nicht optimal, so dass zunächst Altmeister Hartmut „Hartl“ Wahrmann (69) von den Lünen Lakers vorn lag. Titelverteidiger Frank Buchholz (77) fand sich nach Runde eins nur auf Platz sieben wieder. Dies korregierte er mit der besten Masters-Runde (68) des Turniers am Samstagnachmittag. Ins Finale zogen schließlich neben dem Führenden Kattwinkel, dem inzwischen wurfgleichen Titelverteidiger Buchholz auch Hartl und Martin Fohlert aus Ulm ein. Hartl spielte am besten und sicherte sich Silber hinter Klaus Kattwinkel und vor Frank Buchholz.
Eine sichere Beute war die Titelverteidigung von Grandmaster Wolfgang Kraus, der das Feld der zwölf über 50-Jährigen dominierte. Sein 242er Score hätte zu Rang zehn in der Open (und auch bei den Masters) gereicht. Sein Vereinskonkurrent Michael „JD“ Janske-Drost, Neuling bei den Grandmastern, belegte zwar Rang zwei, räumte aber ein: „An diesem Wochenende war Wolfgang eine Klasse für sich.“ Das Siegertreppchen war fest in Scheibensucher-Hand, denn Dritter wurde Michael Adam. Finalteilnehmer Elmar Stampfer (WSCA Söhnstetten) lag acht Würfe hinter Adam und 44 (!) hinter dem GermanTour-Sieger Wolfgang Kraus.
Die Scheibensucher haben ein wirklich gutes Turnierwochenende gestaltet, dass Vorfreude auf die Deutsche Meisterschaft in 2014 macht. Etwas Kritik gab es, neben der durchaus berechtigten von Christian Plaue, der nicht zur Siegerehrung erschien, am guten, aber nicht billigen Essen, der Anzahl der Bahnen (24) und damit der Breite des Feldes (der höchste Rundenscore lag bei 127 gegenüber der 58 von Plaue und der höchste Gesamtscore bei 326), der Überschreitung des Turnierzeitplans um fast zwei Stunden am Sonntag und der späten (bzw. bei der PDGA noch nicht erfolgten) Veröffentlichung der Ergebnisse. Doch spätestens zur 9. Auflage werden alle dies vergessen haben und wieder um einen Startplatz ringen.