Das Greifswalder Schwebedeckelkombinat Tschaika um Jörg Eberts (Bild rechts) stellte im Eberswalder Familiengarten eine familiäre DM auf die Beine, die nur zwei Schwächen (zu wenig Öffentlichkeit und ein paar fehlende deutsche Spitzenspieler) und dafür unzählige Stärken (u.a. Parcour, Playerspackage, Caddybook, TD & Team, Spotter, Wetter und die fast ausschließlich gut gelaunten 80 DM-Teilnehmer) hatte. Gerade die zum festen Parcour hinzugekommenen oder veränderten Bahnen (zum Beispiel DM-Bahn 6) ließen die Spreu vom Weizen trennen. Hinzu gab es am Samstagnachmittag auch einmal nicht so ideale Wetterbedingungen, so dass zusammengefasst alles da war, was eine gute DM ausmacht.
"Das ist Discgolf", hört man immer wieder anerkennend, wenn Spitzenspieler Würfe gelingen, von denen alle anderen kaum zu träumen wagen. Bei der Eberswalder DM zeigten am Samstag der spätere Junioren-Sieger Kevin Konsorr (auf der Bahn 16 / Par 4 / 178 Meter / der Korb unter dem Kran) und am Sonntag gleich zwei Mal Simon Lizotte (in der dritten Runde auf der Bahn 11 / Par 4 / 171 Meter / der Korb auf dem ehemaligen Schienenstrang mit höchstens sieben Meter breitem Fairway und im Finale auf der Bahn 6 / Par 4 / 187 Meter / der zusammengelegten Bahnen des Normalparcours mit dem Gebüsch direkt vor dem Abwurf und dem unglaublich breiten, mit hohen Bäumen versehenen OB in der Mitte) solche unglaublichen Würfe. Diese drei Eagle waren sicherlich die Highlights des DM-Wochenendes. Für Simon Lizotte war sein Eagle im Finale der schönste Wurf: "Das war schon wirklich schwierig. Ich bin schon etwas stolz, dass es mir so gut gelungen ist." Zurecht, denn nicht wenige DM-Teilnehmer kamen auf der Bahn für ein Par kaum in Frage.
Zwei Europameister und zwei spätere Deutsche Meister spielten sich Samstagfrüh gemeinsam warm: Simon Lizotte (v.l.), Sven Rippel und Michael Kobella.
In der Open war der Bremer Europameister Simon Lizotte der große Favorit. Er hatte mit dem außer Konkurrenz teilnehmenden Finnen Jussi Meresmaa, der einst das Netzwerk Discmania gründete, zumindest einen ernsthaften Konkurrenten im Kampf um den Turniersieg. Es war ein Duell des ehemaligen besten Europäers aus Skandinavien und des jetzt oder sicherlich bald besten Discgolfers in Europa. Bis zum Finale blieb es spannend, denn erst auf den Entscheidungsbahnen überholte Lizotte den Finnen. Der Bremer im Trikot der DiscGolfer Münsterland spielte am Samstagvormittag zunächst eine 56er Runde. Wie schon bei seinem Triumph in England startet Simon Lizotte mit der stärksten Runde des gesamten Turniers. Lediglich Jussi Meresmaa kam dem vierfachen Deutschen Open-Meister am Sonntagvormittag nahe, als er eine 57er Runde schaffte. Damit setzte der Finne sich vor dem Halbfinbale vor den Titelverteidiger, der "nur" eine 59 schaffte.
Auf Rang zwei lag am Samstagmittag Dominik Stampfer vom WSCA aus Söhnstetten. Der Heidenheimer, Führender in der GermanTour 2012, legte eine starke 62er Runde hin. Besonders erstaunlich dabei, dass der Vizemeister des Vorjahres so stark startete, denn eigentlich steigert sich Dominik Stampfer erst im Laufe eines Turniers, was beim Mittagessen zu Spekulationen führte, ob der Süddeutsche dem Hanseaten "auf die Pelle rücken" könne. Hinter "Junior" Robert Chris Delisle (63) reihte sich der Kölner Ralf Hüpper (Kettenjeklüngel) ein. Mit seiner 64er Runde unterstrich der Lünen Open-Sieger erneut, dass er inzwischen fest in der bundesdeutschen Spitze etabliert ist. Auch der Junioren-Europameister Sven Rippel (DiscGolfer Münsterland) legte eine 64er Runde hin. Einen Wurf mehr (65) benötigte der Potsdamer Torsten Baus (Hyzernauts). Auch sein Vereinskamerad Jerome Braun aus Stahnsdorf benötigte nur 65 Würfe auf der ersten Runde.
Die Wolken wurden zum Nachmittag dicker und ließen auch gelegentlich ein paar Tropfen fallen. Was größere Probleme bereitete, war der unberechenbare böige Wind. Nur 18 Teilnehmer, davon lediglich sechs in der Open, konnten in Runde zwei ihr Ergebnis vom Vormittag unterspielen.
Da die Flights nach Ergebnis zusammengestellt wurden, trafen nun die Favoriten direkt aufeinander. Lizotte spielte satte acht Würfe mehr als am Vormittag. Da Jussi Meresmaa seine 60 vom Vormittag wiederholte, lagen am Abend beide gleich auf. Platz drei hielt Stampfer, der 66 Würfe benötigte. Gemeinsam auf Platz vier lagen Jerome Braun, der erneut eine 65er Runde hinlegte und Junior, der 67 Würfe benötigt hatte. Überraschenderweise hatten sich am ersten Tag schon einige Mitfavoriten aus dem Kampf um die Medaillienplätze verabschiedet. Der Abiturient Sven Rippel, der die DM mit zwei Leistungskursklausuren einrahmte, war nach der 74er Runde ebenso raus wie Christian Plaue (Grebenstein), der einer 66 eine 77 folgen ließ.
Zum Frühstart am Sonntagmorgen um acht Uhr eilten einige Teilnehmer im Laufschritt zum Tee-Off. Es sollen sogar Spitzenspieler fast den Start zur dritten Runde verpasst haben. In der Open ging es um den Einzug ins Halbfinale. 16 Teilnehmer durften nach dem Mittagessen weitere neun Bahnen spielen. Die Führung übernahm Meresmaa, der auf 177 Würfe durch seine 57er Runde kam, vor Lizotte, der eine 59 spielte und einen Score von 179 aufwies. Dahinter ging es eng zu, denn durch eine 61er Runde schob sich Torsten Baus (193) auf den dritten Platz vor, den er sich aber mit den wurfgleichen Dominik Stampfer und Robert Chris Delisle teieln musste. Weitere vier Wurf vor dem Halbfinale lag Jerome Braun (197) zurück. Mit 199 Würfen folgten Markus Koch und Ronny Linnicke. Christian Plaue (218) schaffte den Cut knapp vor dem Kölner Jonas Schäfers (Kettenjeklüngel), der 219 Würfe benötigt hatte, dem Wolfenbüttler Tee-Timer Jan Janke (220) und dem Weilheimer Andreas Kucera (221).
Im Halbfinale blieben drei Spieler unter der 30. Simon Lizotte rückte durch sein 28er Halbfinale auf einen Wurf an Jussi Meresmaa, der 29 Würfe benötigte, heran. Auch Sven Rippel brauchte nur 29 Würfe. Als Zehnter der Openwertung verpasste der Junioren-Europameister mit insgesamt 235 Zählern aber den Finaleinzug um satte elf Würfe. Etwas Pech hatte Dominik Stampfer, der mit Junior wurfgleich auf Platz vier lag. Delisle und Stampfer hatten je 224 Gesamtwürfe und 31 Würfe im Halbfinale gebraucht. Die bessere Wurfzahl in der Runde am Sonntagmorgen (Delise 63 und Stampfer 65) entschied über die Finalteilnahme und damit den dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft 2012. Der Vizemeister des Vorjahres wurde nun von seiner guten ersten Turnierrunde ausgebremst. Mit Platz vier dürfte der Heidenheimer WSCA-Spitzendiscgolfer, der sich zügig auf den langen Heimweg machte, nicht zufrieden gewesen sein.
Ins Finale über neun Bahnen zogen Jussi Meresmaa mit 206 Würfen, Simon Lizotte mit 207 Würfen, Torsten Baus mit 223 Würfen und Robert Chris Delisle mit 224 Würfen ein. Bitter war für Dominik Stampfer die Teilnahme des Finnen an den nationalen Meisterschaften in Eberswalde, denn wegen Meresmaa konnter er nicht am Finale der Deutschen Meisterschaft teilnehmen und wurde so auch um seine Chance gebracht, den zweiten Platz aus Kellenhusen zu verteidigen. Seine Chance auf den Turniersieg nutzte Simon Lizotte, der im Finale ein Eagle (siehe oben), vier Birdies, drei Mal Par und ein Bogey (insgesamt -5) spielte und auch den Finnen noch einholte. Ein würdiger Deutscher Meister, der zudem auch das Turnier noch gewann. Im kleinen Finale um Platz zwei sicherte sich Torsten Baus die Vizemeisterschaft, da er wie Junior eine 28 spielte. Der Abstand zwischen Lizotte und Baus war am Ende des Turniers größer als der zwischen Platz zwei und Platz 14 nach dem Halbfinale, was eindrucksvoll die Dominanz des Bremers in Deutschland unterstreicht.
Die Rundenergebnisse der Top 20:
Platz | R1 | R2 | R3 | R4 | R5 | Gesamt | |
1 | Simon Lizotte | 56 | 64 | 59 | 28 | 23 | 230 |
2 | Jussi Meresmaa | 60 | 60 | 57 | 29 | 25 | 231 |
3 | Torsten Baus | 65 | 67 | 61 | 30 | 28 | 251 |
4 | Robert Chris Delisle | 63 | 67 | 63 | 31 | 28 | 252 |
5 | Dominik Stampfer | 62 | 66 | 65 | 31 | 224 | |
6 | Jerome Braun | 65 | 65 | 67 | 30 | 227 | |
7 | Markus Koch | 68 | 65 | 66 | 31 | 230 | |
Ronny Linnicke | 67 | 67 | 65 | 31 | 230 | ||
9 | Ralf Hüpper | 64 | 73 | 63 | 33 | 233 | |
10 | Sven Rippel | 64 | 74 | 68 | 29 | 235 | |
11 | Greg Marter | 66 | 73 | 67 | 31 | 237 | |
12 | Michael Rollnik | 68 | 77 | 63 | 31 | 239 | |
Jens Erdmann | 66 | 71 | 68 | 34 | 239 | ||
14 | Gene Rüdiger | 72 | 71 | 66 | 32 | 241 | |
15 | Martin Doerken | 67 | 74 | 69 | 35 | 245 | |
16 | Christian Plaue | 66 | 77 | 75 | 38 | 256 | |
17 | Jonas Schäfers | 71 | 79 | 69 | 219 | ||
18 | Jan Janke | 73 | 78 | 69 | 220 | ||
19 | Andreas Kucera | 74 | 76 | 71 | 221 | ||
20 | Sebastian Schmidt | 74 | 76 | 72 | 222 |
Auch Frank Neitzel vom Turniersponsor Discmania war mit dem Event in Eberswalde ganz zufrieden: "Eine gut gemachte DM." Zwar äußerte er leichte Kritik am Gelände des Familiengartens, doch insgesamt sei diese Meisterschaft ein Schritt nach vorn gewesen. Das von Discmania organisierte Livescoring sei gut angenommen worden: "Bis auf das Halbfinale hat es auch ganz gut geklappt."
Nach der DM ist vor der DM. 2013 laden die Tee-Timers nach Südniedersachsen ein, wo die Meisterschaften auf verschiedenen Kursen und in Divisionen ausgetragen werden sollen. Los gehen wird es mit den Einzelwettbewerben schon am Freitag, dem 27. September 2013. Die Sieger stehen wie gewohnt am Sonntag (29. September 2013) fest.
Die Divisionen Damen, Junioren und Oldies in kürze in Extrabeiträgen.