Nach den üblichen Formalitäten wird der DGA-Chef den Vorstandsbericht abgeben. DGA-Vorstand Jens Schrader wollte im Vorfeld noch nichts über die Kernpunkte seines Berichtes, unter anderem die Mitgliederentwicklung im Discgolf in Deutschland, verraten. In den Vorjahren waren jährlich rund 100 neue DGA-Mitglieder hinzugekommen. Eine ähnliche Entwicklung dürfe es auch im vergangenen Jahr gegeben haben.
Gespannt werden auch die Zwischenberichte zum im Vorjahr verabschiedeten Zwei-Jahres-Programm in Bezug auf Wiederbelebung von "toten" Anlagen und der Erstellung von Richtlinien und Kriterien für sichere Discgolf-Anlagen erwartet. Zudem wird der Vorstand von den Aktivitäten des Verbandes, seiner Mitgliedsvereine und Enzelmitgliedern in Sachen Aus- und Weiterbildung von "Trainern" und Jugendarbeit berichten dürfen. Diese drei Punkte hatte der DGA-Vorstand vor seiner Wahl am 30. September in Kellenhusen als Schwerpunkte seiner Amtszeit benannt.
Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der DGA konnte die große Lücke, die Frank Neitzel zum vergangenen Jahreswechsel mit der Einstellung des "Birdie - Das Disc-Golf-Magazin des Deutschen Frisbeesportverbandes" hinterlassen hat, noch nicht geschlossen werden. Immerhin ist es dem Verband gelungen, jüngst den Artikel "Eine Alternative zum klassischen Golfsport" bei focus-online zu platzieren. Dies dürfte gerade bei Interessierten einen neuen Schub auslösen.
Gespannt werden auch die Erklärung des Vorstandes für den schnellen Rücktritt des Sportdirektors Fritz Richter von den Tee-Timers Wolfenbüttel sein. Während Richter - kurz nach seinem Rücktritt - gegenüber discgolfen.de erklärte, dass er wegen der Diskussionskultur und der Unvereinbarkeit der Positionen innerhalb des Vorstandgremiums zu Versicherungs- und Haftungsfragen zurücktrat, gab es bislang keine offiziellen Erklärungen vom SGA-Vorstand. Jens Schrader bedauerte allerdings den Rücktritt und dankte Fritz Richter für "sein Engagement und seine eingebrachten Ideen". Kommissarisch beauftragte der Vorstand den vor einem Jahr in Abwesenheit gewählten GermanTour-Gremiumschef Dennis Stampfer (WSCA Söhnstetten) mit der Position des Sportdirektors. Wie im Internet zu lesen war, soll sich Dennis Stampfer, der Turnierdirektor der Albuch Classic, in Eberswalde um die offizielle Wahl zum Sportdirektor bewerben.
Beim Punkt Wahlen sollen zudem neue Mitglieder des GermanTour-Gremiums bestimmt und - wenn möglich - auch Unterstützer für die Öffentlichkeitsarbeit und für die Aus- und Fortbildung gefunden werden.
Interessant dürften die beiden abschließenden Tagesordnungspunkt Anträge und sonstiges werden. Die Reform der GermanTour steht dabei, als Auftrag der vergangenen Mitgliederversammlung, im Mittelpunkt. Das GermanTour-Gremium hat eine Aufteilung der Tour in eine German Tour Major, für "ambitionierte und professionelle Spieler", bei denen der "sportliche Gedanke klar im Vordergrund" stehe, und eine German Tour Challenge für den Rest vorgeschlagen. Auf der Challenge-Tour könnten sich durch sportliche Leistung Spieler für die Teilnahme an der Major-Tour qualifizieren. Die Trennung soll insbesondere den Spitzenspielern finanziell unter die Arme greifen, denn nach Auffassung des GermanTour-Gremiums wäre es dann möglich angemessene Preisgelder auszusetzen. "Das Preisgeld soll hauptsächlich über Sponsoren finanziert werden. Eine Vermarktung der Tour zu diesem Zweck ist denkbar", so die Hoffnung des GermanTour-Gremiums, dem außer Dennis Stampfer noch die amtierende Deutsche Meisterin Susann Fischer, der Rüsselsheimer Scheibensucher Martin Kunz, der "Chef" der Wolfenbüttler Tee-Timers, Stefan Brandes, der fränkische Vielspieler Guido Reinhardt und der erfolgreiche Discgolf-Unternehmer (Crosslap, discgolf-shop.de, Birdieproduction, etc.), Turnierveranstalter (Grebenstein, Kellenhusen, Bad Fredeburg, Calden, Ravensburg) und Buchautor Andreas Thöne aus Calden angehören.
Andreas Thöne, der einzige deutsche Scheibenproduzent, ist sicherlich ein heißer Kandidat für den Hauptsponsor der GermanTour Major. Die "Crosslap-GermanTour" könnte sowohl als Major-Tour gemäß Vorschlag der GermanTour-Gremiums als auch als regionale A-Turnierserie mit Finale, wie es der Autor im Antrag der DiscGolfer Münsterland (DJK GW Marathon Münster e.V.) vorschlägt, ausgetragen werden. Der umfangreiche Antrag aus Münster, von Frank Hellstern (Oberkirch) als "Revolution" bezeichnet, kann sicherlich nicht während der Versammlung in Eberswalde diskutiert werden, da er auch einige organisatorische Vorschläge und insbesondere eine Spielklasseneinteilung enthält. Neben der Eingruppierung der Turniere und dem Ersatz der bestehenden GermanTour-Wertung durch Umbenennung in Deutsche Discgolf-Turnierrangliste und der Klassifizierung der Discgolfer in die Ligen A (Bundesliga), B (Regionalliga), C (Landesliga) und D (Anfänger / Kreisliga) ist Kern des Vorschlags aus Westfalen, dass zukünftig Turniere in drei Schritten gewertet werden:
Erstens erhielten alle Teilnehmer - vom Turniersieger bis zum letzten Platz - gemäß ihrer Platzierung im Gesamtfeld (ggf. die bekannten GT-) Punkte. Im zweiten Schritt würden die Sieger nach Geschlechtern getrennt geehrt. Im dritten Schritt gäbe es Altersklassensieger und im vierten Schritt würden Liga-Sieger ermittelt. Dieses Verfahren führt zwar zu mehr Gewinnern bei Turnieren (zum Beispiel als C-Klassen-Sieger der Ü 50), dürfte aber auch etwas "gerechter" sein, da die Punkte über das gesamte Teilnehmerfeld ermittelt würden, im Finale die stärksten Spieler stünden und am Ende der Beste auch tatsächlich die jeweilige Turnierkrone erhielte. Zudem könnten die Jahresbesten auf diese Art und Weise ermittelt werden, was zwar zu einer "Flut" an Platzierungen, aber mit Sicherheit auch zu mehr Motivation und Zufriedenheit bei zahlreichen Discgolfern führen würde. Wie immer gäbe es auch Verlierer durch die Veränderung. Es wären aber nur wenige und der Verlust, da es fast ausschließlich um temporäre GT-Platzierungen geht, sicherlich verschmerzbar.
Zudem schlagen die DiscGolfer Münsterland aus zwei Gründen (Haftungsfragen und Verbandsstärkung) vor, dass ab sofort nur noch Mitgliedsvereine offizielle Turniere unter dem Dach des DFV / der DGA durchführen dürfen. In der laufenden Saison werden 48 Turniere im Rahmen der GermanTour ausgetragen. Hinzu kommen noch offizielle Turniere wie die Deutschen Meisterschaften und nicht genehmigte, aber auf der offiziellen Verbandsseite veröffentlichte Veranstaltungen (Berlin Open, SonnenTour der Tee-Timers, Münsterlandserie der DiscGolfer Münsterland), die gesondert zu betrachten sind, da der Verband nicht zwingend in Haftung genommen werden kann.
Von den 48 GT-Turnieren in der laufenden Saison werden 30 (62,5 %) Turniere mit 1729 (62,83 %) Finishern beziehungsweise Gemeldeten (Grebenstein Open bis Münsterland Open) von Verbandsmitgliedern durchgeführt. 18 (37,5 %) Turniere mit 1023 (37,17 %) Finishern beziehungsweise Gemeldeten werden von Privatpersonen, Mitgliedern der Vereinigung der vereinslosen Discgolfer in Deutschland oder Vereinen, die gemäß Auskunft des DGA-Vorstands nicht dem Verband angehören, veranstaltet. Darunter befinden sich unter anderem auch die Vereine Ostsee Discgolf Kellenhusen, in diesem Jahr einer von zwei A-Turnier-Veranstaltern und 2011 Ausrichter der Deutschen Meisterschaft, Discgolf Lakers Lünen, jüngst B-Turnier-Veranstalter und vom Deutschen "Mister Frisbee", Hartmut "Hartl" Wahrmann, geführt, Discgolf Meinerzhagen oder Beez on chains (Unterallgäu). Ziel des Antrags der Münsteraner ist einerseits die Verbands- und Vereinshaftung zu klären und andererseits die Turnierveranstalter in den Verband und damit an den Tisch der Diskutanten zu holen.
In die gleiche Kategorie (Stärkung des Verbandes) gehört sicherlich der Vorschlag des Hamburger Spitzenspielers Markus Nowc, dass alle offiziellen Turniere zukünftig als PDGA-Turniere angemeldet werden müssen. Dies ermöglicht durch die Wertung der Turniere durch die PDGA auf das Deutsche D-Rating zu verzichten, da alle ambitionierten Discgolfer aus Deutschland neben ihrem DFV-Verein auch der PDGA angehören dürften. Das PDGA-Rating würde damit auch in Deutschland mehr Beachtung finden. Zudem würden die Turniere in Deutschland auch für ausländische Discgolfer interessanter. Die Kosten (20 Euro für ein C-Tier) sind sicherlich von allen Veranstaltern tragbar.
Die von Martin Kunz vorgeschlagene Trennung der Jahreshauptversammlung von der Deutschen Meisterschaft ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Angesichts der Diskussionen um die Reform der GermanTour wäre eine außerordentliche Delegiertenversammlung im Frühjahr 2013 sicherlich ein gangbarer Weg, um die vielen guten Vorschläge abzuwägen und zu einem Verbandsbeschluss zusammenzufassen.
Für genügend Spannung und Themen in den 135 Minuten am Vorabend der Deutschen Meisterschaft in Eberswalde ist jedenfalls gesorgt.